Auszug aus dem Festbuch
700 Jahre Dillhausen – 1307 bis 2007
Als mit der beginnenden Industrialisierung zu Anfang des 19. Jahrhunderts – die Eisenbahn hielt in Deutschland ihren Einzug, die ersten Fabriken entstanden – der Bedarf nach hochwertigem Eisenerz beständig wuchs, wurde auch im Westerwald das Interesse an den Bodenschätzen durch Bergwerksgesellschaften größer. Dies wird durch die zahlreichen Verleihungen von Bodenrechten an Grubenfeldern durch das Bergamt belegt.
Die für Dillhausen zuständige Bergmeisterei des Amtes Weilburg erwähnt bereits im Jahre 1835 in einer Urkunde die Eisensteingrube Eppstein (Fa. Krupp, Essen) und in einem weiteren Dokument vom 10.08.1838 die Eisensteingrube Philippstrost bei Dillhausen. Bereits 21 Jahre vorher, am 19.10.1817 wurde das Bergrecht der Grube Schiefer urkundlich von der Fa. Buderus erworben.
Diese Bereiche wurden wahrscheinlich schon weitaus früher mittels Haspelschächten und Oberstollen ausgebeutet, zumal es begründete Hinweise auf eine Eisenverhüttung im Bereich der Mühlen am Faulbach gibt.
Das bedeutendste Untertage-Abbaugebiet in der hiesigen Gemarkung lag zwischen Obershausen und Dillhausen mit den Abbaufeldern Eppstein und Schiefer und wurde als Stollenanlagen bzw. Gruben „Schiefer“, „Peterslust“ und „Philippstrost“ bezeichnet. Markante, heute noch sichtbare Zeugnisse, findet man in der Straße „Zum Schiefer“, wo sich gegenüber des Kirmesplatzes – eine ehemalige Schieferhalde – der Eingang (Stollenmundloch) zur Stollenanlage „Schiefer“ und „Peterslust“ befindet. Diese wurde etwa 1870 in Betrieb genommen und war im Jahr 1897 bereits 363 Meter in den Berg vorangetrieben worden. Die Dillhäuser Bergleute förderten später, im Jahr 1908, ca. 2370 Tonnen Eisenerz für die Buderusschen Eisenwerke. Zwischen 1914 und 1918 ruhte der Betrieb. 1914 bestand die Belegschaft nur noch aus 13 Bergleuten und wurde 1919 mit der Grube Eppstein zusammengelegt.
Am 3. November 1945 stellte der Dachdeckermeister Adolf Späth aus Rückershausen einen Antrag auf Nutzung der Grube „Schiefer“ zur Gewinnung von Dachschiefer. In diesem Zusammenhang wurden 300 Meter Gleise verlegt und 4 Muldenkipper zum Transport angeschafft. Als Pächter betrieb ab Dezember 1946 Herr Romoald Ossadnik aus Dillhausen die Grube. Am 3. März 1947 übernahm die „Lahn Dachschiefergruben GmbH“ den Schieferabbau. Die Fördermenge betrug etwa 6 – 7 Tonnen im Monat, wobei die Tonne 220 Reichsmark einbrachte. Der Betrieb hatte in dieser Zeit 22 Beschäftigte, denen jedoch am 06. August 1948 allesamt gekündigt wurde. Am 06. Dezember 1949 wurde der Betrieb geschlossen. Bis zu Beginn des 3. Jahrtausends bildete die Grube „Schiefer“ die Grundlage der Wasserversorgung des Dorfes.
Im Stollen Eppstein waren im Jahr 1917 158 Bergleute beschäftigt, die 32.402 Tonnen Roteisenstein mit einfachsten Mitteln förderten. Nach dem 1. Weltkrieg sank die Belegschaft auf 93 Mann, die immerhin noch 15.397 Tonnen des Gesteins förderten. 1919 erfolgte die Zusammenlegung mit der Grube „Schiefer“ unter der Verwaltung der Fa. Krupp, Essen. In der Zeit der Rezession sank die Zahl weiter auf 43 Bergleute im Jahr 1926, bis dann schließlich im Jahr 1930 die Grube Eppstein stillgelegt wurde. Die Förderleistung betrug zu diesem Zeitpunkt noch 11.849 Tonnen im Jahr. Durch den mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten einhergehenden steigenden Bedarf an Rohstoffen wurde am 20.01.1934 die Wiederinbetriebnahme der Grube durch die Krupp’sche Bergverwaltung mit einer Belegschaft von 50 – 60 Mann beantragt.
Noch heute kann man Reste des Zechenhauses und des Förderschachtes der Grube Eppstein/Peterslust an der Kreuzung K 450/Heerestraße sehen. Dieser etwa 130 Meter tiefe Schacht war Zugang für einen Stollen, der 300 Meter weit – etwa entlang der K 450 (Obershausen – Dillhausen) – fast bis an die Grube Schiefer reichte und mit dieser später auch verbunden wurde. Ein Lokomobil betrieb den Förderkorb, pumpte das Wasser aus dem Schacht und sorgte über Ventilatoren für frische Luft.
Bis in das Jahr 1941 wurde die Grube Eppstein und Schiefer noch von Obershausen aus betrieben. Die Seilbahn führte bis zur Grube Waldhausen. Dann wurden auch dort die Förderanlagen abgebaut.
Der Dillhäuser Schieferstollen, der im 2. Weltkrieg von der Dorfbevölkerung als Luftschutzbunker genutzt wurde, ist heutzutage nur noch etwa 150 Meter weit begehbar. Die Bergrechte hat die Fa. Barbara Rohstoffbetriebe GmbH in Porta Westfalica inne. Zur Grube Eppstein gehört auch die Stollenanlage im Rückersbach, die nach Stilllegung bis in die heutige Zeit als Wassergewinnungsanlage genutzt und von dem langjährigen Wassermeister Wilhelm Eckert gepflegt wurde. Unweit davon ist noch eine kleine Schieferhalde durch den aufmerksamen Betrachter zu erkennen.
Zwar gibt es Hinweise auf weitere Abbaustellen in der Gemarkung von Dillhausen wie z. B. Eisenerz im „Kobern“ im Jahre 1867 durch die Fa. Mannesmann oder der 18 Meter tiefe Versuchsschacht im Grubenfeld „Proteus“, jedoch handelte es sich hierbei im Wesentlichen um kurzzeitige, wenig ergiebige Versuche im Tagebau.
Thomas Klein / 01.05.2006