Auszug aus dem Festbuch
700 Jahre Dillhausen – 1307 bis 2007
Viel früher in Dillhausen, da sah es anders aus,
da hatte fast ein jeder, ’nen Stall bei seinem Haus.
In diesem Stall war‘n Kühe, ein Kälbelein und die Geiß,
das war‘n die alten Zeiten, nicht jeder davon weiß.
Da gab es enge Gassen, der Kuhhirt blies ins Horn,
der Welschbach floss noch offen vom Weiher bis zum Born.
Es wurd‘ mit Hand gewaschen, die Wäsche weiß gebleicht,
nichts war mit Weißer Riese und Reinheit unerreicht.
Die Menschen lebten einfach, die Häuser wohl bestellt,
die Haustür stand stets offen, es wurde nicht geschellt.
Das machte nur der Wilhelm durchs Dorf mit seiner Scheu,
verkündete das Neueste — bedächtig, nicht so schnell.
Das hatte etwas Gutes, das sei mal hier gesagt,
hatt‘ man nicht recht verstanden, wurd‘ einfach nachgefragt.
Lag man im Bett geborgen, ging einer seine Runde
und sorgt für aller Sicherheit, bläst‘s Horn zu jeder Stunde.
Zweihundertfünfzig Kühe — vielleicht warn‘s noch nicht all —
des Morgens losgebunden, fanden abends ihren Stall.
Sie zogen auch den Wagen, die Egge und den Pflug,
wie Mensch und Tier sich quälte, das war wahrlich genug.
Das Heu von allen Wiesen, die Äcker all bestellt,
man musste tüchtig schuften, sonst reichte nicht das Geld.
Im Herbst dann bei der Ernte, da mussten alle ran,
zupacken, hacken, helfen, ob Kind, ob Frau, ob Mann.
Das Obst muss von den Bäumen, Kartoffeln müssen raus,
das Kraut wird eingeschnitten, geschlachtet gleich vor‘m Haus.
Das war ‘ne große Freude, die Wurstsuppe im Topf,
die Sau wurde ganz verwertet — vom Schwänzchen bis zum Kopf.
Dann gab es Speck und Schinken und auch paar Sorten Wurst,
da wurd‘ probiert, gegessen und hinterher gab‘s Durst.
Das Bier war viel zu teuer, so ging man an den Born
und trank das klare Wasser und hinterher ‘nen Korn.
Man kam noch nicht zur Ruhe, die viele Arbeit drängt,
das Fleisch, das wurd‘ gesalzen, die Wurst in Rauch gehängt.
Vorher war schon das Dreschen und viele halfen treu,
es gab viel Staub und Lärmen, viel Körner und auch Spreu.
Doch fuhr man dann nach Hause die Säcke und das Stroh,
dann war man stolz und glücklich, zufrieden, müd‘, doch froh.
War dann das Feld geackert, das Korn gesäet aus,
gekocht wurd‘ dann der Honig, fast noch in jedem Haus.
Kennt ihr das Birnen Schälen und auch das „Quwetschekern“,
man half sich gegenseitig, erzählt dabei auch gern.
War wo ein heimlich Pärchen, verliebte junge Leut,
bekamen sie den Abfall von Haus zu Haus gestreut.
Gelüftet war‘ s Geheimnis und alles hat gelacht,
weil Kerne und auch Schalen es offenkundig macht.
Derweil im Kupferkessel ganz lange kocht das Mus.
Und rühren, rühren, rühren, so wird‘s ein Hochgenuss.
In uns’rem alten Backhaus war oft noch viel Betrieb,
wurd‘ angeheizt, gefeuert bis dass die Hitze blieb.
Die Brote und der Kuchen dann in den Ofen rein
und gleich mal frisch gegessen — wie schmeckte das so fein.
Es wurd‘ auch noch gebuttert im alten Butterfass,
dann gab es frische Buttermilch, da macht das Trinken Spaß.
Auf Backesbrot gestrichen, die Butter, das schmeckt gut,
ihr müsstet mal probieren und spür‘n wie gut das tut.
Nichts gegen Funk und Fernsehn, ich gucke selber gern,
doch manchmal wär‘ es besser, wir guckten nach den Stern‘
und nach dem blauen Himmel und wie die Wolken zieh‘n,
und hör‘n des Baches Plätschern, schau’n nach der Wiese Grün.
Doch wollen wir nicht klagen, nicht alles ist verkehrt,
die neue Zeit sie hat uns, manch Gutes auch beschert.
Das Rad der Zeit läuft weiter, wir können‘s halten nicht,
drum gehn’n wir mutig weiter und wir verzagen nicht.
Die Jugend liebt das Neue, das kann man immer seh‘n,
und wir wollen versuchen, die Jugend zu versteh‘n
Und mit ihr schreiten weiter, in diese neue Zeit,
sie hält vielleicht viel Schönes, auch noch für Alt bereit.
Wir sind nun Mengerskirchen — ist alles gut und schön,
doch soll das Ur-Dillhausen niemals verloren geh‘n.
Wir wollen daran denken, vergeht auch Jahr für Jahr,
auch niemals je vergessen wie‘s früher einmal war.
Wir wollen gern erhalten die Sitten und den Brauch,
das Dorf uns schön gestalten und die Umgebung auch.
Wir feiern „Siebenhundert“, wir sind dazu bereit,
wir woll’n das Heut‘ gestalten, gepaart mit alter Zeit.
Wir wollen schöne Tage, oh‘n Hass und Neid und Streit,
in Freundschaft und mit Liebe, mit Herz und Fröhlichkeit.
Oswin Klein / 01.05.2006