Auszug aus dem Festbuch
700 Jahre Dillhausen – 1307 bis 2007
Es war ungefähr in der Hälfte des 19. Jahrhunderts, die Leute waren arm, manche sehr arm, und Fleisch gab es nur im Winter, wenn ein Schwein geschlachtet worden war. Im Wald, der das Dorf umsäumte, gab es viel Wild: Hasen, Rehe und Wildschweine. In Dillhausen lebte zu dieser Zeit Robert H., von dem man sagte, dass er ein Wilddieb sei. Der dachte sich: „Warum soll der Förster das Wildbret erlegen und verspeisen dürfen, wo doch die Tiere auch nicht sein Eigentum sind. Unser Herrgott lässt sich die Tiere vermehren und da kann ich mir ab und zu auch mal einen Hasen schießen.” Größere Tiere kamen nicht in Frage, weil er sie schlecht allein nach Hause transportieren konnte. So ging er mal wieder eines Abends mit seinem Gewehr durch den Hartweg ins Hinterfeld, um sich ein Häschen zu schießen.
Bekanntlich gibt es auch Neider – und solche hatte sicher auch Robert. Wahrscheinlich hat man ihn aus diesem Grund an diesem Abend an den Förster verraten. Dieser nahm sich mehrere Männer mit. Sie gingen ins Hinterfeld, um Robert auf frischer Tat zu ertappen. Fast bis an die Grenze nach Niedershausen waren sie gekommen – aber von dem Wilddieb keine Spur.
Eine Schneise führte links bergan in den Wald, der sie folgten. Als sie ein Stück gegangen waren, kamen sie an eine kleine Lichtung, auf der eine große Eiche stand. Unter diesem Baum blieben sie stehen um sich zu beraten, wo der Robert sein könnte. Man beschloss, den Weg nach dem Distrikt „Mahnbach“ einzuschlagen, um dort weiter nach Robert Ausschau zu halten. Dieser hatte sich aber im Geäst der Eiche versteckt und wurde so Zeuge des Gesprächs, welches der Förster mit seinen Gehilfen führte. Für diesen Abend gab der Robert seinen Entschluss auf, einen Hasen zu schießen.
Er stieg vom Baum herunter und ging in entgegengesetzter Richtung von Förster und Gehilfen an der Lochmühle vorbei durch die Wiesen nach Hause. Etwas missmutig, weil er gestört und nicht zum Schuss gekommen war, ging er zu Bett. Er dachte: „Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben.“
Ohne Erfolg kamen auch die Waidmänner wieder ins Dorf zurück. Nun wollten sie es aber wissen, wo der Robert sich versteckt hielt. Sie beschlossen, in seiner Wohnung zu warten, bis er nach Hause käme. Als sie dort eintrafen, lag Robert im Bett und schlief. Er hatte sie hinters Licht geführt und sie konnten ihm nichts anhaben.
Seit dieser Zeit hat die Eiche den Namen „Roberts-Eiche“. Das ist die Geschichte von dem Wilddieb Robert und der Eiche, die seinen Namen trägt. Groß und mächtig stand sie im Wald. Wer die „Roberts-Eiche“ anschauen will, muss den Hinterfeldsweg nach Niedershausen gehen und den letzten Waldweg links ein Stück reingehen – dann kann er sie betrachten.
von Hiltrud Gemeinder